Wie kann man ein Baby im Winter vor Neurodermitis schützen?
Während der Recherche für unseren Artikel zur Winterhaut bin ich auf folgenden Satz gestoßen: „Studien in mehreren Ländern haben gezeigt, dass Kinder, die im Herbst oder Winter geboren werden, häufiger an Neurodermitis erkranken.“
Das Risiko steigt besonders, wenn Eltern oder Geschwister bereits unter atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Allergien (z. B. Hausstaub, Pollen, Lebensmittel) oder Asthma leiden.
Die gute Nachricht: Es gibt einfache Möglichkeiten, wie Eltern das Risiko eines Neurodermitis-Ausbruchs bei ihrem Baby senken können!
Ich wünschte, ich hätte das schon gewusst, als unser großer Sohn im Oktober 2010 geboren wurde. Vielleicht hätten wir seine Hautprobleme verhindern können.
Aber ich hoffe, dass dieser Artikel viele Eltern erreicht, die ihre Winterbabys mit diesen einfachen Tipps schützen können. Denn jede kleine Veränderung kann einen großen Unterschied machen!
Über Neurodermitis (atopische Dermatitis)
Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, ist eine häufige, chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die oft schon Babys und Kleinkinder betrifft.
- In Deutschland sind etwa 14 % aller Kinder mindestens einmal an Neurodermitis erkrankt (Quelle: Robert Koch-Institut).
- In Großbritannien und Skandinavien schwanken die Zahlen betroffener Schulkinder zwischen 9,7 und 23 %.
- Laut einer britischen Studie hatten 41 % der Zehnjährigen bereits mindestens einmal ein Ekzem.
Neurodermitis ist nicht ansteckend, hat aber einen starken genetischen Faktor. Erste Anzeichen zeigen sich oft schon zwischen dem 2. und 6. Lebensmonat.
Typischer Verlauf bei unbehandelter Neurodermitis:Das Gemeine an Neurodermitis ist der Juckreiz, der einen schier wahnsinnig machen kann. Kratzen verschafft zwar kurzfristig Erleichterung, schädigt aber die Hautbarriere. Das verschlimmert die Neurodermitis und erhöht zusätzlich das Risiko für Infektionen.
Typisch für Neurodermitis ist auch der schubweise Verlauf: Phasen akuter Entzündung wechseln sich mit Zeiten ab, in denen die Haut weniger Symptome zeigt.
Frühe Pflege schützt empfindliche Baby Haut!
Die gute Nachricht: Regelmäßiges Eincremen in den ersten Lebensmonaten kann das Risiko für Neurodermitis senken.
Zwei aktuelle Studien zeigen, dass Babys mit einem hohen Risiko für Neurodermitis (z. B. durch eine familiäre Vorbelastung / Geburt in den Wintermonaten) deutlich profitieren können:
- Angloamerikanische Studie: Babys, die ab Geburt bis zum 6. Lebensmonat täglich mit einer wirkstofffreien Creme gepflegt wurden, hatten ein um 50 % geringeres Risiko, ein atopisches Ekzem zu entwickeln.
- Japanische Studie: Eine ähnliche Studie zeigte, dass regelmäßiges Eincremen ab der 32. Lebenswoche das Neurodermitis-Risiko um 32 % senken kann.
Der Schlüssel? Eine einfache, aber konsequente Pflege mit milden und hautfreundlichen Produkten, die die Hautbarriere von Anfang an schützen.
Worauf solltest du bei einer Babycreme achten?
Die Hautbarriere eines Babys ist noch nicht vollständig ausgereift. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Pflegeprodukte sanft und hautfreundlich sind. Hier ein paar Punkte, die du beachten solltest:
- Frei von Duftstoffen: Parfum oder ätherische Öle können die empfindliche Haut reizen.
- Keine aggressiven Inhaltsstoffe: Produkte mit Alkohol, Parabenen oder anderen potenziellen Reizstoffen solltest du vermeiden.
- Natürliche Öle und Fette: Inhaltsstoffe wie Jojobaöl, Avocadoöl oder Shea-Butter stärken die Hautbarriere und halten sie geschmeidig.
- Sanfte Konservierung: Milde Konservierungsstoffe schützen das Produkt, ohne die Haut zu belasten.
- Hautberuhigende Eigenschaften: Einige Cremes enthalten natürliche Wirkstoffe, die die Haut beruhigen und schützen.
Eine gute Creme unterstützt die Hautbarriere, spendet Feuchtigkeit und schützt vor äußeren Einflüssen – ganz ohne unnötige Zusätze.
Nie den Patch Test vergessen!
Egal welche Creme du letztendlich benutzt: Denk dran Immer erst einen Patch-Test machen – auch bei deinem Baby.
Reagiert die Haut deines Babys nicht empfindlich, kannst du die Creme sicher auf größeren Hautstellen anwenden. 💛
Was kannst du im Winter zusätzlich tun, um die Hautbarriere deines Babys zu schützen?
1. Sanft Baden, richtig pflegen
- 2-3x pro Woche reicht aus
- Bäder auf 5–10 Minuten beschränken, mit lauwarmem Wasser (32–38 °C).
- Badezusätze wie Öle oder Haferprodukte verwenden, keine Seifen mit Sodium Lauryl Sulfate (SLS) oder Sodium Laureth Sulfate (SLES)
- Nach dem Baden die Haut sanft abtupfen und sofort eincremen.
2. Optimales Raumklima schaffen
- Luftfeuchtigkeit zwischen 45–55 % halten.
- Raumtemperatur auf 20–22 °C einstellen.
- 💡 Tipp: Feuchte Handtücher und Schüsseln mit Wasser sind einfache Alternativen zu Luftbefeuchtern.
3. Die richtige Kleidung wählen, Überhitzung vermeiden
- Atmungsaktive, weiche Materialien wie Baumwolle oder Bambus verwenden.
- Kratzige Stoffe wie Wolle oder Polyester vermeiden.
- Ziehe deinem Baby mehrere dünne Lagen an, statt einer dicken (Zwiebellook). So kannst du die Kleidung leicht an die Temperatur anpassen.
- 💡 Tipp: Fühle regelmäßig den Nacken deines Babys, um die Temperatur zu überprüfen. Ist er feucht oder verschwitzt, ist dein Baby zu warm angezogen.
4 . Ernährung und Immunsystem stärken
- Muttermilch liefert wichtige Nährstoffe und Schutzstoffe.
- Vitamin D ergänzen, besonders in sonnenarmen Monaten.
- Probiotika für Mutter (schon in der Schwangerschaft) und Säugling können das Risiko von Neurodermitis senken – besprich das mit deinem Arzt.
5. Frühzeitig handeln bei Hautproblemen
- Haut regelmäßig auf Trockenheit und Rötungen überprüfen.
- Bei Auffälligkeiten einen Kinderarzt oder Dermatologen konsultieren.
- 💡 Tipp: Wenn möglich, suche einen Hautarzt auf, der sich auf Kinderhaut spezialisiert hat. Baby- und Kinderhaut unterscheidet sich deutlich von Erwachsenenhaut, und leider ist das Wissen darüber bei vielen Ärzten begrenzt: Kinderärzte lernen im Studium nur wenig über Haut, und Hautärzte wenig über Kinder. Es gibt jedoch eine kleine Anzahl von Dermatologen in Deutschland, die auf Baby- und Kinderhaut spezialisiert sind. Eine Liste solcher Experten findest du auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft „Kinderdermatologie“ unter www.paediatrische-dermatologie.de.